Können Patienten bald von einer Revolution in der Krebserkennung profitieren?
Die Methoden zur Krebserkennung und -überwachung verändern sich zurzeit stark. Heute lässt sich mit einem einzigen Bluttest die Rückfallwahrscheinlichkeit für Patienten feststellen – und dies bereits rund neun Monate früher, als es ein herkömmlicher Scan aufzuzeigen vermag. Außerdem liefern vier von fünf positive Tests zusätzliche Ergebnisse, die Ärzten direkt verwendbare Erkenntnisse liefern.
Dies macht Mut und passt zu unserem patientenorientierten Ansatz bei Investitionen im Healthcare Bereich. Unsere Philosophie ist ganz einfach: Wenn wir uns ausschließlich auf Lösungen konzentrieren, welche die größten lebensverändernden Auswirkungen auf Patientinnen und Patienten haben, werden wir dadurch auch die kommerziell erfolgreichsten Unternehmen identifizieren können. Tests, die Krebs früher erkennen, zusätzliche Erkenntnisse liefern und häufiger durchgeführt werden können, entsprechen genau dieser Philosopie.
Signatera, der Bluttest von Natera, war ein Vorreiter bei Krebs-Bluttests und kann nun erste Früchte ernten. Der Mehrwert von Signatera wurde bereits in über 100 wissenschaftlichen Veröffentlichungen beschrieben, und mehr als 200’000 Patientinnen und Patienten wurden getestet. Dies ist allerdings nur ein kleiner Teil der Millionen von Krebspatientinnen und -patienten weltweit, welche von solchen Bluttests profitieren könnten. Das Potenzial für nachhaltiges Wachstum dürfte daher für weitere Bluttest-Unternehmen im Markt vorhanden sein.
Der Umsatz der Natera Group ist seit der Markteinführung von Signatera im August 2017 um USD 1.4 Mrd. Angestiegen

Während eine frühere Erkennung eines Krebsrezidivs und zusätzliche Erkenntnisse ansprechende klinische Merkmale von blutbasierten Tests sind, glauben wir, dass die Tatsache, dass Patientinnen und Patienten einfache Bluttests bevorzugen, ein wichtiger und noch wenig beachteter Vorteil dieser Anwendungen ist. Patientinnen und Patienten tendieren dazu, traditionelle invasive Untersuchungsmethoden wie Koloskopien wenn möglich zu meiden, und setzen sich kaum freiwillig einer klaustrophobisch anmutenden CT-Untersuchung aus.[2] Investoren sollten unserer Meinung nach nicht nur klinische Statistiken zur Testgenauigkeit in die Produktanalyse eines Diagnostikunternehmens einbeziehen, sondern ebenso auch die Patientenpräferenzen und allfällige Zugangsbarrieren berücksichtigen.
Die Bedeutung der Früherkennung und weshalb so viele Krebsarten im Frühstadium unerkannt bleiben
Die Krebsvorsorge ist von entscheidender Bedeutung, denn es ist bekannt, dass sich die Ergebnisse für die Patientinnen und Patienten stark verbessern, wenn eine Krebserkrankung frühzeitig diagnostiziert wird. Wenn beispielsweise Darmkrebs im Frühstadium erkannt wird, leben mehr als 90% der Patientinnen und Patienten noch mehr als fünf Jahre nach der Diagnose. Wenn der Darmkrebs jedoch erst spät erkannt wird, überleben weniger als 20% der Patientinnen und Patienten länger als fünf Jahre nach der Diagnose.[3]
Die besten Tests zur Darmkrebserkennung erreichen eine Genauigkeit von bis zu 100%, und viele Länder haben diese Screening-Programme bereits eingeführt. Die Abdeckung mit solchen Vorsorgeuntersuchungen ist jedoch nach wie vor verbesserungswürdig: Die Quote liegt lediglich bei 40%,[4] und es gibt Hinweise darauf, dass bei mehr als drei Vierteln der Patientinnen und Patienten, die an Darmkrebs sterben, kein Screening [5] nach aktuellem Stand der Technik durchgeführt wurde. Unserer Meinung nach scheitert das derzeitige System daran, dass die Patientinnen und Patienten den aktuellen Gold-Standard, die Koloskopie, nicht durchführen lassen wollen. Oft äußern sie Bedenken hinsichtlich der Invasivität des Verfahrens und der Notwendigkeit, vor der Untersuchung chemische Stoffe zu sich nehmen zu müssen, welche die Krebszellen im Darm sichtbar machen. Unserer Meinung nach liegt das Problem nicht im Verhalten der Patientinnen und Patienten, sondern in der Testmethode selbst.
Wie kann dies geändert werden, und entstehen hier Anlagechancen?
Es gibt Alternativen! Der auf einer Stuhlprobe basierende Cologuard-Test bietet eine hohe Genauigkeit ohne invasives Verfahren. Exact Sciences, der Hersteller von Cologuard, schätzt, dass pro Million durchgeführter Tests das Leben der Patientinnen und Patienten um insgesamt 318’000 Jahre verlängert wird.[6] Der milliardenhohe Umsatz von Cologuard ist ein Beleg für den ungedeckten Bedarf in der Darmkrebsvorsorge.
Seit der Einführung von Cologuard im August 2014 ist der Umsatz von Exact Sciences von USD 1.8 Mio. auf USD 2.7 Mrd. angestiegen

Die Entnahme und Bereitstellung von Stuhlproben ist jedoch möglicherweise nicht für alle Patientinnen und Patienten die richtige Lösung, was eine Chance für Shield darstellt. Shield ist ein Bluttest, der kürzlich für die Darmkrebsvorsorge zugelassen wurde. Natürlich gibt es nicht nur Vorteile: Die Einfachheit eines Bluttests könnte mit einer etwas geringeren Entdeckungsrate von Krebsvorstufen einhergehen. Dennoch ist ein etwas weniger zuverlässiger Test sicherlich besser als ein Test, der gar nicht durchgeführt wird. Daher haben blutbasierte Alternativen das Potenzial, die Patientenergebnisse bei jenen Personen zu verbessern, welche sich ansonsten keinem Test unterziehen würden.
Können Ärzte aus blutbasierten Tests zusätzliche Erkenntnisse zum Nutzen der Patienten gewinnen?
Das Erkennen neuer oder wiederauftretender Krebserkrankungen ist ein Anwendungsgebiet für blutbasierte Tests. Es besteht allerdings auch die Hoffnung, dass diese Tests später dazu dienen können, mehr Behandlungsentscheidungen zu treffen. Die entsprechende Datenlage wird aber erst erarbeitet und die jüngsten Ergebnisse zeigen noch kein einheitliches Bild. In der ALTAIR-Studie wurde untersucht, ob Patientinnen und Patienten von einer intensiveren oder einer weniger intensiven Chemotherapie profitieren, je nachdem, ob nach der Operation Krebs-DNA im Blut nachgewiesen wurde oder nicht. Die Resultate waren allerdings bei intensiveren Therapieformen nicht signifikant besser. Im Gegensatz dazu zeigte die SERENA-6-Studie signifikant bessere Ergebnisse bei Patientinnen und Patienten, die auf ein neues Medikament umgestellt wurden, nachdem eine Krebsmutation durch einen blutbasierten Test entdeckt worden war, und zwar Monate bevor das Fortschreiten des Krebses durch herkömmliche Scans festgestellt wurde. Die Daten legen nahe, dass blutbasierte Tests in der Krebstherapie wahrscheinlich eine breitere Anwendung finden werden. Allerdings wird die Auswahl des richtigen Medikaments zum richtigen Zeitpunkt entscheidend sein, um bessere Patientenergebnisse zu erzielen. Daher ist es für uns wichtig, dass Investoren die Patientenbehandlung ganzheitlich betrachten und sich nicht nur auf innovative Krebsmedikamente konzentrieren, da deren Erfolg zunehmend von der Verfügbarkeit blutbasierter Tests abhängen könnte, die das Ansprechen der Patientinnen und Patienten auf die entsprechende Therapieform vorhersagen können.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Krebserkennung und -überwachung immer stärker auf die Patientinnen und Patienten ausgerichtet wird. Wir sind der Meinung, dass es eine Reihe von Anlagechancen gibt, die unserer Strategie entsprechen: in Unternehmen zu investieren, die mit ihren Lösungen das Leben der Patientinnen und Patienten am stärksten positiv verändern. Einige kürzlich erst am Markt zugelassene Tests bieten ebendiese Möglichkeit, die Patientenergebnisse positiv zu verändern, und wir gehen davon aus, dass sich das Feld im Laufe der Zeit noch verbreitern wird. Durch noch genauere Ergebnisse dürften noch mehr verwertbare Erkenntnisse erzielt werden können. Wir sind der Ansicht, dass kommerzieller Erfolg und Aktionärsrenditen am ehesten dort zu erwarten sind, wo Lösungen mit der größten Wirkung für die Patientinnen und Patienten geboten werden.
Sources:
[1] Natera, Inc. Q4’2024 Earnings Presentation
[2] Heyer et al., Acad. Radio., 2015, 22, 105-112.
[3] Guardant Health press release 13/03/2024. Accessed 24/03/2025.
[4] Guardant Health 2024 10-K.
[5] Doubeni et al., Gastroenterology, 2019, 156, 63-74.
[6] Exact Sciences 2023 ESG Report.
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